
Der Körper will dir etwas sagen – Im Gespräch mit dem Körper
Ein Blogbeitrag für Menschen mit chronischer Erkrankung und Schmerzen
Viele Menschen, die mit chronischen Beschwerden leben – sei es in Form von Schmerzen, Erschöpfung, Entzündungen oder anderen Symptomen – kennen das Gefühl: Der Körper scheint sich gegen einen zu richten. Er schränkt ein, macht das Leben mühsam, fordert Pausen, wenn man gerade funktionieren müsste. Die Reaktionen sind oft verständlich: Wut, Frust, Scham oder Resignation. Man hat „alles“ probiert, doch der Körper bleibt ein Rätsel.
Was wäre, wenn wir diesen Körper nicht länger als Gegner sehen? Sondern als einen alten, treuen Begleiter – der nicht gegen uns arbeitet, sondern verzweifelt versucht, gehört zu werden?
Der Körper spricht – aber wie?
Chronische Symptome sind mehr als Fehlfunktionen oder Defekte. Sie sind oft Ausdruck einer Überforderung, eines inneren Ungleichgewichts, manchmal auch gespeicherter Erfahrungen oder Emotionen. Der Körper ist kein rein mechanisches System – er erinnert sich, schützt, warnt und kompensiert.
Stell dir vor, der Schmerz ist ein Bote. Nicht angenehm, aber vielleicht notwendig. Was will er sagen?
„Du überschreitest deine Grenzen.“
„Ich brauche mehr Fürsorge.“
„Alte Verletzungen wollen gesehen werden.“
„Etwas passt nicht (mehr) zu dir.“
Weg von der Kontrolle – hin zur Verbindung
Im medizinischen Kontext geht es oft darum, Symptome zu bekämpfen, zu lindern, zu kontrollieren. Das ist wichtig – aber nicht alles. Es kann auch heilsam sein, den Spieß umzudrehen: Den Körper nicht nur „reparieren“ wollen, sondern mit ihm in eine Beziehung treten.
Das bedeutet: Zuhören statt Wegdrücken. Fühlen statt Funktionieren. Verstehen statt Verurteilen.
Dieser Perspektivwechsel ist nicht leicht – aber er kann Türen öffnen. Zu mehr Selbstmitgefühl. Zu einem feineren Spürsinn. Zu einem anderen Umgang mit dem eigenen Leben.
Den Körper neu kennenlernen – ein innerer Dialog
In meiner Arbeit begleite ich Menschen dabei, einen neuen Zugang zu ihrem Körper zu finden – nicht nur über Worte, sondern auch über kreative oder körperorientierte Methoden. Manchmal entsteht daraus ein innerer Dialog mit einem bestimmten Körperbereich oder Organ: Was braucht dein Rücken? Was möchte dein Bauch sagen? Was wünscht sich dein Herz?
Solche Impulse können helfen, Körperempfindungen nicht nur zu ertragen, sondern ihnen achtsam zu begegnen – mit Neugier, Mitgefühl und vielleicht sogar mit einer überraschenden Erkenntnis.
Kleine Einladung: Komm mit deinem Körper ins Gespräch
Du kannst deinen Körper als inneren Gesprächspartner betrachten. Das braucht keinen spirituellen Überbau – nur etwas Neugier und Offenheit. Vielleicht magst du es mit diesen Fragen versuchen:
Wo genau sitzt der Schmerz heute? Wie fühlt er sich an?
Wenn er eine Farbe, Form oder Stimme hätte – wie wäre die?
Was bräuchte dieser Körperteil jetzt – Wärme, Ruhe, Bewegung, Nähe?
Was möchte ich meinem Körper sagen? Und was könnte er mir antworten?
Diese Fragen sind keine Zauberformel – aber sie können ein Anfang sein. Ein Anfang, dich selbst als Ganzes zu spüren. Und dich nicht auf deine Erkrankung zu reduzieren.
Der Schmerz als Beziehungspartner
Du bist nicht dein Schmerz. Aber du hast ihn. Und solange er da ist, lohnt es sich, eine andere Art von Beziehung zu ihm aufzubauen. Nicht, um dich zu „besiegen“, sondern um dich selbst wiederzufinden.
Vielleicht sagt dein Körper:
„Ich bin müde, weil du zu viel trägst.“
„Ich bin laut, weil du mich lange nicht gehört hast.“
„Ich bin da, weil etwas gesehen werden will.“
Was immer es ist – du darfst zuhören. Ohne Druck. In deinem Tempo. Mit Unterstützung, wenn du magst.
Du bist nicht allein. Und du bist mehr als deine Diagnose.
Dein Körper ist nicht dein Feind – sondern dein Wegweiser.
Und vielleicht beginnt mit diesem Perspektivwechsel etwas Neues:
Ein Gespräch mit dir selbst. Eine Form von Frieden. Und ein Leben, das auch mit Schmerz lebendig sein darf.