Praxis für systemisches & kunsttherapeutisches Coaching
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Emotionen

Gefühle zeigen erlaubt? – Vom Umgang mit Emotionen in Familie, Gesellschaft und Arbeitswelt

Einleitung
Emotionen sind Teil unseres Menschseins. Sie durchziehen unseren Alltag, ob wir sie zeigen oder nicht. Doch der Umgang mit ihnen – insbesondere mit sogenannten „negativen Emotionen“ – ist geprägt von kulturellen, familiären und gesellschaftlichen Normen. Was darf gefühlt werden? Was wird sanktioniert? Und welche Emotionen bekommen Geschlechter von klein auf „zugewiesen“? Zeit, genauer hinzuschauen.

Basisemotionen – universell und doch kulturell geprägt
Der amerikanische Psychologe Paul Ekman identifizierte sechs Basisemotionen, die kulturübergreifend erkannt und gezeigt werden: Freude, Überraschung, Angst, Wut, Ekel und Verachtung. Diese Emotionen sind Teil unseres evolutionären Erbes – sie helfen uns, auf unsere Umwelt zu reagieren, Gefahren zu erkennen, soziale Bindungen zu stärken und für unsere Bedürfnisse einzustehen.

Trotz ihrer Universalität ist der Ausdruck und Umgang mit diesen Emotionen stark kulturell und sozial geprägt.

Familie – erster Lernort für Gefühle
In der Familie beginnt unsere emotionale Sozialisation. Hier lernen wir, welche Gefühle erlaubt sind – und welche nicht.
Ein Kind, das traurig ist und weint, bekommt vielleicht zu hören: „Ist doch nicht so schlimm“ oder „Jetzt hör aber auf zu heulen“.
Ein wütendes Mädchen wird als „zickig“ bezeichnet, ein wütender Junge als „durchsetzungsstark“.
Ein Junge, der Angst zeigt, wird mit einem „Stell dich nicht so an“ abgespeist. Ein Mädchen, das Angst zeigt, bekommt Trost – aber womöglich auch nie die Erfahrung, dass Angst bewältigt werden kann.

Geschlechtstypische Erziehung beeinflusst massiv, wie Kinder Zugang zu ihren Gefühlen behalten oder verlieren.

  • Mädchen lernen oft, sich selbst zurückzunehmen, Harmonie zu wahren, eher Traurigkeit als Wut zu zeigen.

  • Jungen wird häufig Wut erlaubt – aber Angst, Verletzlichkeit oder Traurigkeit werden schnell als Schwäche gewertet.

Das Ergebnis: Viele Erwachsene verlieren den Kontakt zu einem Teil ihres emotionalen Spektrums. Sie funktionieren – aber fühlen sich innerlich leer oder „zu viel“.

Gesellschaft – das Bild des „kontrollierten“ Menschen
In unserer Leistungsgesellschaft gilt emotionale Kontrolle als Tugend. Menschen, die „ausflippen“, gelten als irrational. Traurigkeit wird mit Schwäche assoziiert, Wut mit Unprofessionalität, Angst mit fehlender Belastbarkeit.

Doch das Verdrängen von Emotionen hat einen Preis:

  • Psychosomatische Beschwerden

  • Burnout und Erschöpfung

  • Beziehungskonflikte

  • Ein Verlust der Verbindung zu sich selbst

Wer Gefühle unterdrückt, unterdrückt auch seine Lebendigkeit.

Arbeit – die „Gefühlsfreie Zone“?
In vielen Unternehmen herrscht das Ideal des „sachlichen, objektiven Mitarbeiters“. Emotionen gelten als privat. Doch Teams bestehen aus Menschen – mit Bedürfnissen, Erwartungen, inneren Spannungen.

Nicht geäußerter Ärger staut sich an und entlädt sich passiv-aggressiv. Nicht wahrgenommene Angst vor Veränderung kann Widerstand erzeugen. Nicht angesprochene Kränkungen führen zu Misstrauen.

Emotionale Kompetenz – also die Fähigkeit, Gefühle wahrzunehmen, zu benennen, auszudrücken und zu regulieren – wird zur Schlüsselressource für gelingende Zusammenarbeit. Führungskräfte, die ihre eigene Gefühlswelt kennen und anerkennen, können Teams empathischer, klarer und authentischer führen.

Wo noch? Öffentlicher Raum, Medien, Freundschaften
Auch in Freundschaften wird häufig erwartet, „gut drauf“ zu sein. Wer „zu emotional“ ist, wird als anstrengend erlebt.
Medien und soziale Netzwerke zeigen uns eine Welt, in der Glück und Erfolg die Oberhand haben – die Tränen, das Scheitern, die Angst bleiben meist unsichtbar.

Dabei sind genau diese Gefühle es, die uns verbinden. Wer schon mal gemeinsam mit jemandem getrauert hat, weiß, wie tief das gehen kann. Wer Wut in gesunder Weise ausgedrückt hat, weiß, wie klärend und kraftvoll sie sein kann.

Ein Plädoyer für den offenen Umgang mit allen Gefühlen
Es ist Zeit, umzudenken.
Nicht das Gefühl ist das Problem – sondern unser Umgang damit.
Wut, Angst, Trauer – sie wollen uns etwas sagen. Sie sind Ratgeber, keine Feinde. Und sie brauchen Räume, in denen sie ausgedrückt und gehalten werden dürfen – in Familien, Schulen, Büros, Praxen, Beziehungen.

Was wir brauchen:

  • Mehr Vorbilder, die Gefühle zeigen – auch als Männer, Chefinnen, Lehrer, Väter

  • Kinder, die lernen, dass alle Gefühle willkommen sind

  • Räume, in denen wir das wieder üben können: in der Kunst, im Coaching, im Gespräch

 

Fazit
Der Umgang mit Emotionen ist kein Luxus. Er ist essenziell – für unser persönliches Wohlbefinden und für das Miteinander in unserer Gesellschaft. Wenn wir lernen, unsere Gefühle ernst zu nehmen, sie zu hören und mit ihnen in Beziehung zu gehen, gewinnen wir mehr als Kontrolle: Wir gewinnen Verbindung – zu uns selbst und zueinander.

Frage an dich:
Welche Emotion wurde dir in deiner Kindheit erlaubt – und welche nicht?
Und wie gehst du heute mit diesen Gefühlen um?

Lust, dich deinen Gefühlen zuzuwenden?

Im Coaching hast du Raum, deinen ganz eigenen Umgang mit Gefühlen zu erkunden:
– Welche Emotionen durftest du zeigen – welche nicht?
– Welche Gefühle „überfallen“ dich heute – und welche hast du vielleicht tief vergraben?
– Wie kannst du mit Wut, Trauer, Angst oder Scham in guten Kontakt kommen, ohne von ihnen überrollt zu werden?

In meinem Coaching verbinde ich systemische und kreative Methoden, um innere Prozesse sichtbar und spürbar zu machen. Mit körperorientierten Übungen, Ausdruck über Farben, Worte oder Bewegung entstehen neue Wege im Umgang mit dir selbst.

Wenn du deine emotionale Sprache wiederfinden möchtest – melde dich gerne für ein unverbindliches Erstgespräch.

Alle Gefühle sind willkommen. Auch deine.